Johann Emanuel La Roche-Stockmeyer
La Roche-Stockmeyer, Johann Emanuel, (1832–1887), Sohn des Basler Pfarrers Simon Emanuel La Roche-Bernoulli; nach dem Studium der Theologie in Basel, Tübingen und Erlangen war La Roche Feldprediger für die Krim-Fremdenlegion in Dijon und 1857 deutscher Pfarrer in Marseille, 1858–71 Pfarrer in Ziefen. 1871–87 Vorsteher des Kleinbasler Theologenwohnheims zum Rebhaus, daneben Religionslehrer an der Realschule und ab 1883 Konservator der öffentlichen Kunstsammlung. 1861 Heirat mit Esther Stockmeyer (1840–1921), einer Tochter von Immanuel Stockmeyer-Burckhardt. La Roche und Breitenstein befreundeten sich während La Roches Pfarrzeit in Ziefen.
Mein lieber Freund!
Es ist nicht Theilnahmlosigkeit, warum ich so spät erst auf Deine freundliche Verlobungsanzeige antworte und meine herzlichen Segenswünsche entgegenbringe. Wir hatten schon lange einen Besuch in der Heimath im Vorhaben, und Tag für Tag hoffte ich, Dir mündlich antworten zu können; als ich endlich nach Hause kam, vernahm ich, daß Deine Füße Dich wieder an den Ort der Sehnsucht Deines Herzens getragen haben! Nun Gott sei mit Euch und fördere das Werk Eurer Hände! Es giebt doch keine schönere Gottesgabe auf Erden als ein liebes treues Weibchen, das Einem in Freud und Leid an der Seite steht und mit dem man die Arbeit des geistlichen und ewigen Berufes theilen darf. Doch ich will nicht aus der Schule schwatzen, Du willst jetzt selber in die Schule gehn. Glück auf! Es ist oft recht Alles „überzwerch“ in der Welt. Du droben im Land hast jetzt die Lieben Deines Herzens im Unterland und ich im Unterland die Meinigen droben im Land. Ich schaue oft zum Fenster hinaus über das Bruderholz und denke im Sinn, dort drüben, wo der Himmel so schön blau ist, wohnt jetzt unten im Thal mein liebes Fräueli und spielen die lieben Kinderchen. Geht es Dir nicht ungefähr auch so wenn vielleicht noch in einer höhern Potenz, wie es recht ist, und weißt Du nicht auch zu Deinem Fenster hinaus zu sagen, wo Basel liegt, und fast auf’s Tüpflein, wo die St. Martinskirche stehen mag? Es ist schade, daß wir nicht näher sind, sonst könnten wir einmal einen Sonntag tauschen, Du in St. Margarethen, ich im St. Blasius predigen. (Ein Blasius ist nämlich die Zyfenkirche, so viel ich weiß; vielleicht kommt’s daher weil’s dort oben so schön bläst.) Ich sage das nicht, weil Gastpredigten meine Freude sind; ich predige am liebsten in der eigenen Kirche; ich sage das nur, weil ich auf diese Weise eher Gelegenheit hätte, auch mit meinen lieben Eltern zu verkehren, die doch nur an einem Sonntag haben kann. Nun habe ich gedacht, weil meine Frau jetzt in Zyfen und Deine liebe Braut in Basel ist, so wäre vielleicht Dir und mir gedient, wenn wir einmal tauschen könnten. In diesem Falle, aber wohl verstanden nur, wenn es Dir selber sehr erwünscht wäre und auch sonst wohl gelegen ist, möchte Dir den Vorschlag machen, daß wir künftigen Sonntag tauschen. Du müßtest aber so gut sein und mir bald Antwort schicken, damit noch weitere Verabredungen möglich wären. Nicht wahr, Du nimmst mir’s nicht übel, daß Dir solchen Vorschlag mache?
Doch ich muß schließen. Ich empfehle mich Deiner lieben Braut und verbleibe mit herzlichem Gruß Dein
J. Breitenstein Pfr.
Bei Ankunft unseres lieben Herrn Pfarrers mit seiner theuren Gattin. Sept. 1861.
Laßt freudig frohe Lieder schallen
Von unserer muntern Sängerschaar.
Gar lieblich ist das Loos gefallen
Dem theuren hochbeglückten Paar,
Das heute ist zurück gekehrt
Als Mann und Weib, gar lieb und werth.
Seid uns gegrüßt zu dieser Stunde,
Am trauten heimathlichen Ort!
Heil sei mit Euerm schönen Bunde
Und bleibe bei Euch immerfort.
Der Liebe sanfte Harmonie
Die fehle Euerm Bunde nie!
Ja mög der Gang durch dieses Leben
Für Euch ein Gang der Freude sein!
Mög Gottes Segen Euch umschweben
Und alles Euer Thun gedeihn!
Ja, Euch bei uns recht glücklich sehn
Ist unser Aller ernstes Flehn.
Breitenstein, Lehrer