Martin (Grieder) Birmann

Martin (Grieder) Birmann

Birmann-Socin, Martin, geb. Grieder, (1828–1890), Sohn des Posamenters Johannes Grieder und der Elisabeth Buser in Rünenberg. Aus einer armen Familie stammend, wurde Grieder von Schulinspektor Kettiger gefördert und durfte die Bezirksschule Böckten und das Pädagogium in Basel besuchen. Seit 1847 von Juliana Birmann-Vischer unterstützt, studierte er Theologie an den Universitäten Basel und Göttingen. 1852 wurde er in Liestal zum Pfarrer ordiniert. Nach seiner Adoption durch die kinderlose Juliana Birmann, deren Namen er annahm, setzte er sich ab 1853 bis zu seinem Tode mit allen ihm verfügbaren Mitteln für arme Mitmenschen ein: Bis 1888 war er unbesoldeter Armeninspektor des Kantons Basel-Landschaft sowie ab 1874 bis zuletzt Präsident des Armenerziehungsvereins. Als Reorganisator des Kantonsspitals initiierte er 1877 die Errichtung des neuen Krankenhauses. Der gemässigte Liberale hatte eine Vielzahl politischer Ämter inne: Er sass ab 1854 mit wenigen Unterbrechungen im Landrat, wo er das kantonale Armengesetz prägte, war Mitglied vieler Kommissionen und vertrat den Kanton ab 1869 auch im Ständerat. 1854 war er Mitgründer der ‹Basellandschaftlichen Zeitung›, seit 1859 Verwaltungsrat und ab 1878 Präsident der Hypothekenbank Basel-Landschaft. Er förderte auch den Bau der Waldenburgerbahn, deren Präsidium er 1888 übernahm. Ferner engagierte er sich im Landwirtschaftlichen Verein und in der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft. In seinen beiden letzten Lebensjahrzehnten war Birmann auch literarisch-lokalgeschichtlich tätig. 1885 Dr. h. c. der Universität Basel.

Martin Grieder war seit der Bezirks-Schulzeit mit Jonas Breitenstein befreundet, zusammen absolvierten sie auch die Studienzeit in Basel und Göttingen und unternahmen gemeinsam Reisen durch Deutschland. Er traute Jonas Breitenstein und Theresia Tschopp und taufte die erste Tochter. Als Armenpfleger war er stets mit Breitenstein beruflich in ständigem Kontakt. Sein Nachruf auf Breitenstein enthält wertvolle Informationen und zeugt von der tiefen Freundschaft der beiden.

Basel 13 Apr. 1852.

Lieber Bey!

Mit etwas Mühe habe ich mich durch Deine erblaßte Tinte durchgearbeitet. Am guten Willen hat es nicht gefehlt, daß ich nicht gestern durch den Omnibus Dir die Erwiederung habe zukommen lassen, sondern mein Freund Buser u. seine Braut sind eingetroffen, u. ich bediene mich nun ihrer, dies per Gelegenheit nach Liestal zu befördern, da sie die Ursache der verspäteten Absendsendung sind. Besonders freut mich Deine angenehme Unterkunft, zur „Husräuchi“ wünsche ich Dir allen Segen, aber bleibe mir jetzt nicht durch den Zauber Deines Landsitzes gebunden, immerdar droben festsitzen, sondern reisse Dich doch bisweilen los, um Dich auch hier etwa sehen zu lassen. Zum Glück hast Du nicht Alles droben (cfr. Art. Streitgasse). Freilich war ich in Liestal u. konnte Keinen unsrer Magnaten sprechen, stehe also in der Maturitätsexamensfrage noch auf dem alten Punkt, nur bin ich jetzt fest entschlossen, auf den Fall der Unerläßlichkeit des ex. odiosi auf meinem Rücktritt vom jetzigen Examen zu beharren auch auf den Fall des Alleinbleibens (ich will Dich also gar nicht binden). Werde also wohl nächsten Samstag mit dem curric. vitae in der Tasche nach der Residenz mich verfügen u. es entweder abgeben oder – wieder nach Hause tragen, je nachdem der Entscheid ausfällt. Könnten wir uns treffen in Liestal, wäre mir es sehr erwünscht. Deine Aufträge betreffend, sende ich Dir hiemit einen Mustercatalog, den Du mir aber aufheben solltest, da nach Hankes neuster Erklärung er ein stehender ist u. Norm für die folgenden. Wenn er auch schon 8 Wochen alt ist, so gilt er fortwährend, da Hankes Lager immer darnach frisch complettirt wird. De Wettes Schriften sind ziemlich gut vertreten, hinsichtlich des Commentars melde ich Dir: Den meinen wünsche ich abzugeben, weil die Einrichtung des Einbandes mich immer ärgert u. sodann besonders, weil Comm. Ev. Matth. Mc. & Johs. nicht die neueren Ausgaben sind, wie die andern Theile. Ich müßte aber immer auf 1 Ls d’or stehen bleiben weil der ganze doch immer 9½ Thaler kostet. Nun wähle, den meinen oder den in beiliegendem Catalog (wo die neusten Ausgaben sind, der Preis aber 208 Bz). Nimm welchen Du willst, den Andern will ich nehmen. Melde mir darüber. Seilers Bücher habe ich nach Frau Banga schon vor 8 Tagen erwartet, aber noch nichts davon gesehen. Der alte Mann ist vorletzte Woche in den Reben über der Arbeit eingeschlafen, die Frau ist aller Stütze baar.

Von hier kann ich Dir nicht Manches melden, Dinge von Werth gar nicht. Eben sind Heusler & Hoch nach Erlangen verreist, valeant. Hagenbach erzählt allen Leuten, „welch ein Geschenk“ wir ihm gebracht hätten u. hat mir bei Gelegenheit des Zusammentreffens vor der Post soeben Grüsse an Dich aufgetragen. – H. Pfarrer Linder in Reigoldswyl soll als Professor philol. nach Bern abgehen, wie ich höre. Es soll sich hier ein Gerücht verbreitet haben, daß 2 studd. med. auf nächstes Semester hier sich einfinden werden, sogleich hat E. E. Kl. Rath 2 Proff. med. ernannt, notab. außerordentlich, denn solches kostet nicht viel. Vorgestern hat Kündig in Kleinhüningen gepredigt, aber vorher keinem Menschen ein Wort davon gesagt. Dies in Eile.

Gehab Dich wohl, lieber Freund, gedenke bisweilen Deines alten Askantergenossen
Grieder

Basel, 26 Apr 1852.

Lieber Freund!

Ein Nothfall zwingt mich, ausserordentliche Forderungen an Dich zu stellen. Predigen sollt ich nächsten Sonntag in Buus u. vorgestern begann eine Augenentzündung mich unfähig zu machen, auch nur einen Buchstaben zu lesen. Bis heute zählte ich auf Besserung u. soweit auf die Möglichkeit, meine dem Herrn Pfr. Christoffel gegebene Zusage zu erfüllen, nun hat mir aber der Arzt einen mehrtägigen Aufenthalt im finstern Zimmer mit verbundenen Augen in Aussicht gestellt. Was soll ich thun? Es bleibt mir nur Ein Weg. Kannst Du, so rechtfertige mein Vertrauen u. thue die Liebe an mir und nimm Dich zusammen u. fülle meinen Posten. Hast Du eine schon gehaltene Predigt, so ist Dir die Sache in Etwas leichter. Gehst Du bei Herrn Pfr. Christoffel vorbei empfehle mich ihm u. bestelle die Predigt auf nächsten Sonntag, so Gott will, gehts bis dahin besser, daß ich doch auch die Agende lesen kann, denn die Predigt ist fertig. Hier noch ein Brief, es kommt noch dazu eine Kinderlehre, wie ich sehe! Ich hatte ihn noch nicht recht durchlesen können, kannst Du nicht mehr nach Maisprach berichten, so müßtest Du wohl einen Theil des Vaterunsers oder sonst eine bekannte hist. Unterlage zur Catechisation wählen. Ich sehe gar wohl, die Forderung ist groß, thue mir doch diesen Liebesdienst, es ist mir gewiß leid genug, Dich in diese Verlegenheit zu bringen, es wird Dir immer verbunden sein Dein

Grieder

Basel 11 Mai 1852.

Lieber Bei!

Letzten Donnerstag übergab mir Deine Wertheste bei meinem zufälligen Passiren der Streitgasse Abends Deinen Brief, es war bereits zu spät, das quästionirte Paket per Omnibus oder Boten zu spediren. Heute ist nun De Wette noch angelangt u. so beeile ich mich, da durch mein gestriges Zurückkommen auch der gestrige Botentag versäumt worden ist, Sämtliches Deiner Agentur an der Streitgasse einzuhändigen. Es folgt hier auch das fehlende Bändchen aus De Wette’s Commentar u. zwar antiquarisch statt, wie ich den Auftrag gegeben hatte, aus der Buchhandlung. Nun es ist ja nur besser. Freilich habe ich schon Herrn Hanke zu bemerken, daß der Comm. z. Ev. & Briefe Joh. erst die 2. Ausgabe ist statt der dritten, es hat mich dies sehr gefuchst. Item, es ist einmal so. Du mußt nun das Ganze ordnen u. also geordnet dem Buchbinder übergeben u. so natürlich die beiden brochirten Theile wieder umbinden lassen.

Also wie schon gesagt, gestern Abend bin ich zurückgekommen u. zwar, Gott Lob, ich kann nur zufrieden sein, u. wenn die Leute auch gefunden haben ich rede zu leise (muß denn Jedermann eine Stimme haben wie H. Pf. Kündig?) so genirt mich das wenig, ich bin doch nicht stecken geblieben, auch die Kinderlehre hat mich sehr gefreut. Nächsten Sonntag habe ich also wieder zu gehen, u. dann will ich suchen Dich ohnfehlbar aufzufinden in Deiner Clause. Ich ging über Arisdorf hin, wollte Schwarzen besuchen, der aber nicht zu Hause war; H. Pfr. Christoffel habe ich nicht gesehen, will aber das nächstemal dies Versäumniß nachholen.

Vale, mein Freund, mit brüderlichem Gruß & Handschlag Dein
Grieder

Basel 29 Mai 1852.

Mein lieber Freund!

Wenn fest gefaßte Vorsätze so wenig ausgeführt werden wie mein letzter, Dich in Zyfen zu besuchen, so läßt man lieber alle Vorsätze fahren, nicht wahr? Da ich doch wenigstens schuldig bin, die Ursache der Versäumniß anzugeben, so will ich Dir geradezu beichten u. dabei zugleich die Reise eines clerici vagantis vom letzten Sonntag mittheilen. In der Voraussicht, während der Fußtour bis Buus meine Predigt zu memoriren, nahm ich getrost bei stechender Sonnenhitze den Weg unter die Füsse. Auf’m Birsfeld entrollte ich mein Manuscript u. begann laut wie ein Wallfahrer nach Einsiedeln mein Hersagen. Aber immermehr kam ich zu der Ueberzeugung, daß man in Buus diese Predigt nicht verstehen würde u. in Rheinfelden hatte ich bereits das Resultat, daß meine Arbeit gar nichts tauge, als ich sie endlich nochmals der Tasche entheben wollte, war sie weg u. nach langem Suchen auf der staubigen Strasse fand ich sie endlich wieder weit zurück liegend. Gebadet in Schweiß kam ich droben an u. meine mit Bleistift berandgloßte Predigt betrübt ansehend, harrte ich des Sonntags immer noch ungewiß, ob ich nicht fortlaufen sollte. Am Morgen 4 Uhr saß ich wieder dran u. um 9 Uhr zog ich schlotternd die Treppe hinan, allein was kam heraus statt alles Steckenbleibens? Ich weiß daß ich nicht bald wieder mit solcher Freudigkeit predigen kann u. zwar – auf blosse Meditation hin, ohne jede schriftl. Conception. Die Kinderlehre ging ebenso von statten. Nächsten Sonntag wirst Du hinwandern, hast aber die Kinderlehre zu gut. Mit H. Pfr. Christoffel kam ich noch zusammen in Buus, ich hoffe auch mit Dir nächstens mündlich den gleichen Gegenstand, die fernere Uebernahme der Predigten besprechen zu können. Nun gings bei Gelterkinden vorbei nach Zunzgen um über die Hardt  nach Zyfen zu wandern, allein Schmassmann spielte mit dem HE. Pfarrer in Tenniken Schach u. ich mußte hinauf. Wirz nahm mich sehr gastfreundlich auf, ich blieb daselbst u. am Morgen stellte sich Oberstl. Leutenegger ein, bei welchem ich sodann in Zunzgen mich wieder verweilte im Besehen der aus America mitgebrachten Gegenstände. Nun wars Mittag vorüber u. die Hitze groß u. Zyfen noch 2 Stunden weit u. auf den Abend mußte ich hier wieder eintreffen, was war zu thun, doch gewiß zu entschuldigen, daß ich Wirzens Anerbieten annahm, mich in s[einem] Chaisechen nach Liestal zu führen um sodann mit der Post hieherzukommen. Gesagt gethan, in Liestal mußte ich von dem dort anwesenden HE. Pfr. Christoffel mit Verdruß vernehmen, daß Du ebenfalls die Capitale besucht habest, aber Du warst nicht mehr zu finden, selbst nicht in der Bierbrauerei. Mein erstes war nun endlich einmal Brotbeck zu sehen u. ihn zu bewillkommnen. Er war auf Stutzerschiessen ausgezogen, wurde aber geholt u. nach der Brauerei bestellt. Während ich ihn herzlich willkommen heissen wollte als alten Basellandier u. nun als neuen Gefährten auf demselben Berufsgebiete, kam er mir mit einer Kälte entgegen die mich ganz überraschte, beim ferneren Aufenthalt bei einem Glas Bier redete er kein Wort mehr mit mir. Es ist mir dies unerklärlich, um so mehr, da ich mir bewußt bin, immer mit Theilnahme seiner Carrière gefolgt zu haben. Bloß noch in betreff des Oserschen Liedes [Wettstreit: Glücklich, glücklich, wer sein ein Lieb nennt] kamen wir mit einander zur Sprache, aber er so entschiedener Seite, indem er dem Ding gewaltigen poetischen Werth beilegte u. die Zurückweisung desselben auf die alte Rivalität zwischen Basel u. Liestal schob, daß auch hier eine längere Discussion nicht möglich war. Er ist einmal ein eingefleischter Liestaler – habeat sibi.

Fritzlar will auch etwa in 4 Wochen in Buus predigen, ich werde wohl mitgehen müssen um die Kinderlehre zu halten. – Den De Wette wirst Du erhalten haben; Dir. Banga hat Nudlen [?] erhalten ich werde bald die Seilerschen Bücher sehen. Mit Wirz bin ich übereingekommen, wir wollen untereinander suchen dem Bielser sel. einen kleinen Stein zu setzen.

Komm bald hieher. Es wird sich freuen bei sich den alten Askantergenossen zu sehen Dein immer gleicher
Grüsse mir die Deinen.  

Grieder

[Basel] 21. Juni [1852.]

Mein lieber Bei!

Deine 3 Briefe habe ich Dir nicht beantwortet, weil ich gehofft hatte gestern euch beide in Liestal zu treffen, allein ich fand keinen, selbst nicht gegen Abend. Nun wollen wirs einholen u. ich erwarte von Dir Vorschläge zu einer Zusammenkunft. Ich war also in Aristorf u. predigte Gottlob ohne Anstand in der gefüllten Kirche. Schwarz redete mich gleich per Sie an u. machte mir ein grämlich Gesicht, kündigte auch an, daß er entschlossen sei, auf den Abend Aristorf zu verlassen. Ich stellte ihm das Ungeziemende solcher Geberden vor u. nun will er bleiben bis in 6 Wochen sein Giebenacher Bürgerecht in Kraft treten u. er der Regierung die Meinung sagen wird. Ich hatte aber als der erste der „Reiseprediger“ nicht leichten Stand, sondern musste manches Mißbeliebige hören, mögest Du  es in diesem Punkt besser haben. Das Habit hast Du mitzunehmen u. im Wirthshaus zu übernachten, Schwarz wird Dich hoffentlich besser empfangen als mich, denn am Ende bin ich gut mit ihm ausgekommen.

Vor der Predigt (8¼ Uhr) gehst Du ins Pfarrhaus um von dort Deine Wallfahrt anzutreten. Catechese: Rickli bibl. Geschichten hast Du den Tod Isboseths u. Davids Königthum über ganz Israel. (Mein Text war J. 4.24). Von Aristorf nach Liestal hast Du einen netten Fußweg, den Dir Schwarz auch zeigen wird. Der Praesid. Harr wird Dich freundlich empfangen. Wie ists in Bubendorf, kann ich auch ins Pfarrhaus um von dort zur Kirche zu gehen? Muß ich das Habit mitschleppen? in welchem Wirthshaus soll ich übernachten? Nb. ich will machen daß ich Mittags droben bin um Dich gleich dort zu treffen, oder was meinst Du? Wie weit Deine Arbeit? ich habe die exeget. Begründung des Königthums im A. T. unter den Händen! Welche Catechese finde ich vor? Deine Wünsche habe ich besorgt u. erwarte jetzt nächsten Donnerstag Anderes von Dir; denke, Deinen Brief per Omnibus oder Boten hatte ich früher als den durch die Post gesandten. Heute war Anstein bei mir u. hat mir die 2 Predigten vom 4. u. 11. Juli in Bubendorf u. Aristorf abgenommen, solltest Du besonders wünschen, daß ich dafür Dir eine Predigt abnähme, da Du das gleiche Recht auf Ansteinische Aushülfe hast wie ich, so sage es unverholen. Stähelin vicarirt in Gelterkinden, Vest ist also abgewichen vom Examen u. Stähelin u. Anstein haben auf merkwürdige Weise Theil zu nehmen an unsern Examina u. bereits schriftliche Arbeiten erhalten (!): Des Geistlichen Wirksamkeit in der Schule u. der Rel.unterricht !!!

In der Erwartung, Dich bald zu sehen schließt mit Gruß u. Handschlag
Dein alter Grieder

Toast (Hochzeit Birmann)

„Nei lueg si doch frei schwind, Frau Bas,
Nei sag si mer, was isch au das?
Es fahre Gutsche hin und her,
`S isch schier, as wenn’s e Hochzit wär.“
„Eh frili, weiss si das no nit?
Eh frili isch e Hochzit hüt;
Hett si denn wirkli nüt verno?
`S zellt jo die ganzi Stadt drvo.“
„Nei währli `s isch e-n Elend, je,
I muess au Alles z’letscht verneh;
Was für e Hochzit? sag i gli,
Es schint `s muess öbbis Vornehms si.“
„Es isch - eh kunnt mer’s Wort nit vor?
Jo `s isch der Armeninspektor,
Er isch in Stadt und uff-im Land
Bi alle Lüte wohlbikannt.“
„En Arme seit si, Frau Bas Schnegg,
En Arme? - gang si mer eweg!
Wie chönnt denn au e-n arme Ma
E so ne schöni Hochzit ha?“
„`S isch aber doch so wie ni sag,
`S Armeninspektor’s Hochzitstag,
Und was i sag jetz isch er rich
Er füehrt am Arm e Himmelrich.“
„Me seit er sig e seltne Mensch,
Wie wenig du uf Erde kennsch,
`S Gras hör er wachse und as Klei
heb er scho Träum gha allerlei.“
„Er heb emol uf freier Höh
E gar en ordleg Blüemli gseh,
Ellei sig’s gsi, der Wind heb’s gknickt
Und Sturm und Rege’s z’Bode drückt.
Do sig vorbei e gueti Frau
G’spaziert e mol im Morgethau,
Si heb das Blüemli gli derno
Mit sammt de Würzelen use gnoh.
Si heb’s in ihres Gärtli gsetzt
Und alli Obe gsprützt und gnetzt
Si heb im gwartet Tag und Nacht,
Und‘s sigere gwachse ganz mit Macht.
`S heb blüeht und heb scho Früchte treit;
Do stirbt die Frau zum grösste Leid,
Und’s Blüemli, das sig wie vorhi
Verlasse und elleini gsi.
Do heb’s mit treuer zarter Hand
Der Gärtner gno us dürrem Land,
Und in ei Chachlen, in ei Grund
Zuem schönste Blüemli tho zur Stund.
Er heb sell Blüemli still und treu
Ufzoge gha für sich ellei,
Druf woner’s Ander bringt derzue
Sag er: „i will se zsämme thue.“
Do sige beidi no so schön
Jetz gwachse dass es Alli sehn,
Und hebe was me sage ka
die allerschönste Blueme gha.
Si heben immer schöner blüeiht
Und bald in alle Farbe glüeiht
Und z’letscht sig no ne Wunder gscheh;
Us beide heb’s Ei Stöckli geh.“
„Hei was si sait, nei isch’s au wohr?
So heisst’s vom Armeninspektor,
Und was im träumt heb sig derno,
Uf’s Tüpfli grad so useko.
Jo `s isch so ko, das gsehn mer hüt
Und’s freut is jetz und jederzit
Was unserem Fründ scho lang het g’fehlt
Het Gott der Herr im userwählt.
Wie’s sott si het er lang scho denkt,
E Suzi het der Herr im gschenkt
E Herz das zue sim Herze stimmt
Und desse Lieb kei End meh nimmt.
Bim Hülfsverein, chönnt’s schöner si?
Der Armefründ goht us und i,
Und was si wirke Hand in Hand,
E Sege sig’s für si und’s Land.
Jo segne well der Herr dä Bund
Wo gschlossen isch in dieser Stund
As Husfründ gang er i und us
Mit alter Gnad im neue Hus!
Armeninspektor `s mahnt mi dra,
Was i de Lütle wünsche cha:
Arm sige beidi stets im Geist,
Doch rich an Frieden allermeist.
Arm sige si an Chrütz und Noth
Wenn’s möglig isch no’s Herre Roth,
Doch rich an Lieb, Freud Einigkeit,
Und Früchte der Gerechtigkeit.
Arm an der Welt, doch immer rich
In Gott und in sim Himmelrich
So geb’s der Herr und so mög’s go,
Das theure Brutpaar: „vivat ho!