Jakob Holinger

Holinger-Gysin, Jakob, (1821–1888), von Liestal. Amtete während Jahrzehnten als Basellandschaftlicher Salzfaktor (Depotverwalter und Einnehmer der kantonalen Salzsteuer). Betätigte sich ausserdem als Agent der ‹Schweizerischen Mobiliarversicherung› und der ‹Rentenanstalt› in Liestal. Er ermöglichte Breitenstein den späten Beitritt 1875 in die Rentenversicherung.

Liestal 6. Jan. 1875.

Mein lieber theurer Freund!

Ich will sie gleich frischweg benützen, die goldene Brücke, die Du mir wegen meiner sehr großen Nachlässigkeit in der Correspondenz mit Dir darbietest; aber ebenso aufrichtig darf ich Dir sagen, daß meine Gedanken oft und viel mit Dir sich beschäftigen: jedenfalls jeden Samstag, wenn ich den Kirchenzettel passire. Wenn ich auch mehr und mehr und je älter ich werde die Aufmerksamkeit mehr den Thatsachen als den Personen zuwende und den Acteur – oder wie ich ihn heissen soll – weder in den Himmel erheben kann wenn er etwas Gutes gewirkt, oder aber in die Hölle verdamme, wenn er Böses gethan, – so thut es mir doch innig wohl, wenn so feste Charaktere lebenlang treu und fleißig für das Wohl der Menschheit wirken und mit ihrem ganzen Leben gezeigt haben, daß man auf sie bauen kann, und herzerquikend ist’s mir, wenn ich hie und da einen solchen „Engel“ zu meinen Freunden zählen darf – – gibt es doch der Selbstsüchtigen gar Viele! Unter diesen Gefühlen danke ich Dir mein verehrter treuer Freund recht herzlich und innig für Deine so hochgeschätzte Freundschaft und wünsche Dir auch für das neu angetretene Jahr Gottes reichen Seegen und Friede für Dich und Dein ganzes Haus.

Ich kann auf den Augenblick nicht viel schreiben; bin seit 14 Tagen krank, doch gehts jetzt ordentlich; h. Weihnacht und Neujahr fanden mich im Bett, so gern ich besonders an diesen Tagen die herrlichen Predigten unsers lieben H. Pfr. Salis besucht hätte; wir können uns gratuliren zu dieser Wahl; sein ganzes Wesen ist Eine Harmonie. Für die Rentenprämie werde ich schon aufkommen, so daß Dir kein Zins läuft, wenn auch Ende März reglirt wird. Es würde mich doch herzlich freuen wieder einmal mit Dir zusammen zu sein; könnte leicht zur Unmöglichkeit werden bei längerm Verschieben; letzten Sommer hat’s mich stark gepackt; ich würde aber auch sehr gern Feierabend machen.

In aufrichtiger Ergebenheit und herzlichen Grüßen verbleibe Dein

Jb. Holinger, Salzfctr

Liestal, 29. Mai 1877.

Geehrte, schwer heimgesuchte Frau Pfarrer.

Gestatten Sie, daß ich Ihnen auch auf diesem Wege meine innige Theilnahme an Ihrem unersetzlichen Verluste ausspreche. Doch liegt im Grunde gerade darin Ihr Trost, daß Herr Pfarrer Breitenstein so gut war u. sehr lange währt die Trennung nicht. Ich wünsche Ihnen Gottes Kraft u. Beistand!

Ich wollte Ihnen noch mittheilen, daß Sie, um die Lebensversicherungssumme bei der schweiz. Rentenanstalt flüssig zu machen, sowohl die 3 Policen, einen Todesschein, als das ärztl. Zeugniß, an welcher Krankheit Hr. Pfr. B. gestorben, an die schweizerische Rentenanstalt in Zürich zu senden haben, wonach die Summe nach 3 Monaten nach Empfang obiger Papiere pünktlich ausbezahlt wird. Das Gleiche werden Sie auch bei der Baloise zu thun haben, woselbst der Herr Pfarrer ebenfalls versichert ist. Es war am Begräbnißtage weder Zeit noch Gelegenheit Ihnen hievon Mittheilung zu machen. Wie hat sich doch mein lieber Freund immer so emsig beflissen, die Prämie rechtzeitig zu regliren u. wie groß war seine Fürsorge für seine l. Familie. Und wie wunderbar ist seine vieljährige Ahnung, daß er frühzeitig sterbe. Sollte ich Ihnen irgendwie in Etwas dienen können, so verfügen Sie ungenirt über mich.

Indessen Sie ergebenst grüße
Jb Holinger