Studium in Basel

Immatrikulationsurkunde an der Universität Basel «Jonas Breitenstein ex agro Basileensi» vom 3. Mai 1849, signiert von Rektor Wilhelm Martin Leberecht De Wette.#Nachlass Dichter- und Stadtmuseum Liestal.

Predigtbewilligung für Jonas Breitenstein vom 19. Oktober 1850, ausgestellt von Antistes Abel Burckhardt.#Nachlass Dichter- und Stadtmuseum Liestal.

Wenig ist aus dem Verlauf des Studiums in Basel bekannt. Nur aus Briefen vom Vater an seinen ältesten Sohn sind Einzelheiten zu entnehmen. Anfänglich ringt Jonas Breitenstein noch um die Entscheidung, Lehrer zu werden oder das Theologiestudium weiter zu verfolgen. Tatsächlich absolviert er das Examen zum Oberlehrer und bewirbt sich auch um eine Oberlehrerstelle in Ziefen, bestärkt vom Wunsch seines Vaters, der den Sohn gerne in seiner Nähe gehabt hätte. Doch Breitenstein entscheidet sich schliesslich dennoch für das Theologiestudium. Anfang 1851 beschliesst er, mit seinem Freund Martin (Grieder) Birmann ein Auslandsstudienjahr an der Universität Göttingen zu absolvieren.

Das Lehrerexamen
Protokolle des Erziehung-Departementes des Kantons Basel-Landschaft. 14ten November 1849.

Auszug

No 374. Protokoll der Lehrerprüfungscommission, vom 14t. Novbr.1849, schreibt dem geprüften Herrn Jonas Breitenstein von Zyfen, stud. theol. in Basel, folgende Noten zu:

  1. Sprachfach:
    • Lesen: recht gut.
    • Erklären des Gelesenen: recht gut.
    • Grammatik: gut.
    • Aufsatz: sehr gut.
  2. Mathematik:
    • Arithmetik + Geometrie: recht gut.
  3. Geschichte:
    • allgemeine: sehr gut.
    • der Schweiz: gut.
    • biblische: sehr gut.
  4. Geographie: gut.
  5. Naturlehre: gut.
  6. Gesang: ziemlich gut.
  7. Schönschreiben: gut.
  8. Zeichnen: nicht geprüft.

hierauf wird

Herr Jonas Breitenstein von Zyfen in die dritte Classe der an hierseitige Gemeindeschullehrerstellen wählbaren Bewerber aufgenommen.

F. das Secretariat.
G. Niederhauser

 

Vater an Jonas Breitenstein Zyfen den 26ten August 1849

Lieber Sohn!

Alles unter der Sonne ist dem Wechsel und der Veränderung unterworfen, so auch die hiesige Schule; denn im Lauf der vorigen Woche gelangte ein Schreiben an den Gemeinderath dahier vom Erziehungsrath, worin es heißt: „Das Tit. Schulinspektorat beantragt, da laut Bericht die Schule zu Zyfen 147 Kinder zählt, (Alltag u. Rept. zusammen) solle der Gemeinderath dafür besorgt sein, daß die Schule in 2, nämlich Ober- u. Unterklassen getrennt werden und daß mit dem 1ten Nov. dieses J. die Schule getrennt gehalten werden könne.“ Daß uns das jetzt schon ganz unerwartet kam, kannst Du Dir wohl denken, und es nimmt uns sehr wunder, wer wohl unser künftiger Mitbewohner werden wird. Könnte es wohl das Schicksal also fügen, daß Du es werden würdest? Wir wissen es nicht. Aber im Falle unsere Bürger auf dem Weg der Berufung oder Ausschreibung Dich wählen würden, was meinst Du? Könntest Du Dich dazu entschließen. Für uns wäre das freilich sehr erwünscht u. erleichternd. Doch, mein lieber Sohn! ich will Dich damit nicht kränken, Dich auch in Deinem Streben nach Wissenschaft nicht irre u. muthlos machen; es ist uns nur so der Gedanke gekommen. Es wäre vielleicht möglich, wenn man sich dafür verwenden würde, daß Du diese Oberlehrerstelle erhalten würdest, da wir denn doch auch noch eine gute Anzahl Gönner u. Freunde hier haben. Daß es uns nicht einerlei ist, wer wohl dahin kommen werde, kannst Du Dir wohl denken.
Ich wünsche sehr, hierüber Deine Meinung und Ansicht zu vernehmen. Es werden Dir wohl allerlei Gedanken durch den Kopf steigen; ich verlange auch nicht, daß Du jetzt schon eine bestimmte Erklärung von Dir gebest. Von einer Prüfung, die Du als Aspirant zu machen hättest, würde Dir wohl auch nicht grauen. Überlege die Sache in Ruhe reiflich, und theile uns Deine Gedanken wieder mit. Sobald ich ein Mehreres über diesen für uns so wichtigen Gegenstand erfahre, werde ich Dirs wieder berichten. Kannst Du etwa künftigen Samstag zu uns kommen, so wird es uns herzlich freuen, und wir könnten dann mündlich mit einander darüber reden. […]

Mit herzlichem Gruße schließt hiemit
Dein Vater Breitenstein

 

von der Landes-Kanzlei des Kantons Basel-Landschaft Liestal, den 4t. Novemb. 1849

An tit! Herrn Jonas Breitenstein, stud. theol. in Basel.

Geehrter Herr!

Sie werden hiermit eingeladen, Mittwochs den 14t. dieses Mts. Morgens 8 Uhr, dahier im Regierungsgebäude sich einzufinden, um als Bewerber um die Oberlehrerstelle zu Zyfen die vorgeschriebene Prüfung zu bestehen.

Mit aller Achtung:
G. Niederhauser
Secretär des Erziehdpts.

 

Eltern an Jonas Breitenstein Zyfen den 5ten Dec. 1849

Lieber Sohn!

Heute Abend war die Schulpflege der Lehrerwahl wegen abermals versammelt, und die Neigung der Schulpflege geht, wie mir scheint, vorzüglich auf den Lehrer von Ramlisburg. Am Sonntag Abend kann ich Dir hoffentlich hierüber bestimmten Bericht ertheilen. Dein Brief an den Gemeinderath ist mit aller Achtung aufgenommen worden; viele Bürger unseres Ortes bedauerten es sehr, daß Du zurück tratest, finden es aber, so gerne sie Dich als Lehrer hier gehabt hätten, ganz natürlich; denn sie sagen selbst, es wäre schade um alle die viele Zeit u. Mühe, die Du schon auf Deine Studien verwendet, und möchten Dir eine bessere Stellung in Zukunft herzlich gönnen. Daß Du an dem Tage, an welchem hier ein Lehrer gewählt wird, nicht gerne auf Besuch bei uns sein magst, begreife ich wohl. Hoffentlich wirst Du aber doch Samstag vor Weihnachten kommen; auch Wilhelm kommt alsdann, u. bleibt über Weihnacht bei uns. Es ist gut, daß in Basel die Professorstellen wieder gehörig besetzt werden u. bleiben.
In Bezug auf das Musäum muß ich einmal Gelegenheit machen, dasselbe zu besuchen; wann dieß aber geschehen wird, weiß ich noch nicht. Mit jetzigem Boten schicke ich Dir nun wieder 2 Bund Holz mit Spänen darin, damit Du nicht zu frieren brauchst. Mit Strümpfen bist Du, scheint es, noch versehen; halte Dich nur warm, damit Du Dir nicht an Deiner Gesundheit schadest.

In der Hoffnung nun, uns bald wieder mündlich mit Dir unterhalten zu können, grüßen Dich herzlich
Deine Eltern Breitenstein Matt.

Fortsetzung des Studiums
Eltern an Jonas Breitenstein Zyfen d. 17 März 1850

Lieber Sohn!

Jonas Breitenstein als Student an der Universität Basel, Schattenriss.

 

Deinen gutlaunigen Brief, samt dem darin vorgefundenen kleinen schwarzen Studenten haben wir richtig erhalten, u. dem Kleinen in der Nähe des dickleibigen HE. Insp. Kettiger an der Wand ein Plätzchen angewiesen. Dein Schwesterchen Mina wollte es durchaus nicht zugeben, daß das Dein Bildniß sei, denn es sagte ganz gutmüthig: „Dr Jonas het jo kei so schwarz Gsicht!“ Ich finde das Bild ziemlich gelungen. Die Mutter hingegen meinte: Wenn’s kei Chappe n uf hätt, wärs schöner. Nun, sei es jetzt, wie es wolle; der kleine Gast war uns herzlich willkommen u. wenn er sich gut hält, so wird er uns auch in Zukunft lieb u. werth bleiben. Du schreibst: Du müssest bis Samstag noch eine Predigt studiren. Hast Du etwa heute irgendwo gepredigt? Wenn das ist, so hätte ich Dich auch gerne hören mögen.

Statt der so lieblichen Frühlingswärme ist wieder rauhe, kalte Winterluft, die Einen ordentlich schaudern macht, und wieder ans Einfeuern mahnt. Wenn Du kein Holz mehr hast, so melde es uns, damit wir Dir schicken können. Dein Bruder Wilhelm ist seit 8 Tagen in der Kaserne in Liestal. Er meint, sie werden Mittwoch vor dem Grünen Donnerstag abgedankt werden. Wenn Du gerade auch an demselben Tag heim kommen würdest, so könntet ihr beide von Liest. aus miteinander kommen.

Herzlich grüßen Dich
Deine Eltern Brtst Mtt.

 

Eltern an Jonas Breitenstein Zyfen d. 5 März 1851

Lieber Sohn!

Laut Deinem Schreiben vom 1 März bist Du entschlossen, die Universität Göttingen zu beziehen. Ich kann Dir dieß weder wehren noch rathen, weil ich die Sache zu wenig kenne. Allein es wird nicht unklug sein, wenn Du zuverläßige Männer um ihren Rath fragst, was Du, wie mir scheint, auch zum Theil schon gethan hast. Hoffentlich wirst Du doch auf Fastnacht heim kommen, wo wir dann mündlich über diese wichtige Angelegenheit mit einander reden können. Auch Deine Schwesterchen erwarten Dich mit Sehnsucht, und freuen sich schon zum Voraus mit Dir Fastnachtküchli essen zu können, welche die Mutter zu machen im Sinn hat. […]

Doch ich will jetzt schließen, weil ich glaube, bald mündlich mit Dir sprechen zu können, und sei nun herzlich gegrüßt von Deinen Dich liebenden Eltern
Breitenst Matt.

 

Eltern an Jonas Breitenstein Zyfen den 16 März 1851

Lieber Sohn!

Die Nachricht, daß Dein Freund Grieder von Frau Birrmann die Erlaubniß noch nicht ausgewirkt habe, eine auswärtige Universität zu beziehen, hat mich in Bezug auf Dich in einiges Nachdenken versetzt. Im Falle dieser sein Vorhaben nicht ausführen dürfte, möchte ich Dir doch rathen, wenn Du ohne ihn fort ziehen müßtest, denn doch lieber Erlangen zu wählen; denn dort hättest Du doch einen guten treuen Freund (Bernoulli) und wäre doch, wie Du selbst gesagt hast, bedeutend wohlfeiler; auch die Reise dorthin wäre nicht so weit. Was die dortige theologische Richtung betrifft, so wird es Dir nach Deiner eigenen Aussage nicht schwer werden, Dir nur dasjenige anzueignen, was Dir für Deine zukünftige Laufbahn als das zweckmäßigste erscheint. Für das Geld ist bereits gesorgt bei den Gebrüdern Recher in der Weid bei Ziefen; Du hast Dich deßhalb nicht weiter dafür umzusehen.
In Bezug auf die goldene Hochzeit der Großeltern habe ich mit Vetter Doktor noch nicht reden können. Auf jeden Fall würde es schön sein, wenn Du ein auf diesen Anlaß passendes Gedicht verfassen könntest. Auf jeden Fall werde ich Dir nächsten Mittwoch bestimmtere Auskunft über diesen Punkt mittheilen können.

Hiemit schließe ich nun mit herzlichem Gruße von Deinen Eltern
Breitst Matt.