Johann Conrad Burckhardt-Gemuseus

Burckhardt-Gemuseus, Johann Conrad, (1803–1860), Sohn von Ratsherr und Fabrikant Emanuel Burckhardt-Sarasin. Kaufmann, leitete bis 1844 eine Bandfabrik in Langenbruck; 1838 Gründungsmitglied der Gemeinnützigen Gesellschaft Langenbruck und der dortigen Ersparniskasse; gehörte zu den Auftraggebern der von Jeremias Gotthelfs im Baselbiet angesiedelter Erzählung ‹Hans Jakob und Heiri oder die beiden Seidenweber›. 1848/49 Mitbegründer der Basellandschaftlichen Hypothekenbank; 1852 Kassier des basellandschaftlichen Armenerziehungsvereins (AEV); 1854 Mitgründer der Erziehungsanstalt Augst. Neben dem Basler Holsteinerhof bewohnte Burckhardt-Gemuseus im Sommer das Alpgut ‹Vorderer Bilstein› bei Langenbruck, als Ferienaufenthalt von seinen meist der Basler Oberschicht angehörenden Bekannten sehr geschätzt, auch wenn die Attraktionen des romantischen Landschaftsgartens, ab 1822 von Burckhardts Vater angelegt, seit 1833 weitgehend zerstört waren. Jonas Breitenstein besucht Burckhardt 1860 dort und schildert seine Anreise in seiner typischen Erzählweise.

Vorderer Billstein den 18 July 1860

Mein lieber Herr Pfarrer!

Es gibt 2 Steine in Baselland circa 7 Stunden auseinander, kommen die wohl Ao 1860 nicht zusammen. Der eine hat eine Beweglichkeit wie Mahomeds Berg, darum muß der andere neml. der Breitenstein, das bessere Theil leisten. Gerne würde es vernehmen wenn man meinem Haus Wallfisch sagen würde der den Jonas gar nicht mehr hergeben will! In der 2ten Hälfte der Ferien kommen Antistes und Sohn zu uns, macht Ihnen dieß keine Lust ein Paar Tage einen Ausspann zu machen?

Vetter Birmann ist dato am Thunersee und hat so viele Abhaltungen daß ich ihn nicht dazu bringen kann Sie ins Schlepptau zu nehmen, ich muß selbst von mir aus mein Glück versuchen. Letzten Donnerstag war Herr Sandmeier mit 19 Zöglingen bei uns und meine Frau hat Herrn Pf. Tanner zur Hülfe aufgeboten, der es auch gerne that.

Mein Brief sollte eigentl. etwas länger werden allein die Bötin paßt mir auf die Seele, und es [gibt] der Briefe vier zu spedieren.

Ich gratuliere zum Töchterlein und wünsche daß Alles wohlauf, Mutter und Kinder, die Sie mir unbekannter Weise grüßen woll[en].

Von uns beiden recht freundl. Grüße
Ihr
Burckhardt

Bilstein den 22 Aug [1860], meinem Geburtstag.

Meine Theuerste!

Es ist Vormittag 9 Uhr; wir haben soeben gefrühstückt, und ich setze mich nun hin, Dir ein paar Zeilen zu schreiben. Am Montag blieb ich noch in Zyfen, weil Ernstli noch zu sehr an mir hieng und ohne mich nicht zu Bette gehen wollte. Als er aber heimeliger wurde und sich auch vom Lisettli am Montag Abend in meiner Abwesenheit willig ins Bett legen ließ, so entschloß ich mich, ihn daheim zu lassen und am Dienstag weiter zu reisen.

Vormittags mußte ich wegen des Regens noch warten; am Nachmittag reiste ich nach Reigoldswyl, wo ich den Kaffee trank, und gieng dann über die Wasserfalle und den Kellenberg dem Bilstein zu. Die Wasserfalle hinauf war der Weg schön, aber über die Weiden, war er wüst und die Kuhlöcher alle voll Wasser. Auch verirrte ich mich ein wenig und kam in die Limmern hinab, wo mich bei einem Sennhofe ein Hund ins linke Bein biß. Ich kresmete wieder die Weiden hinauf und kam endlich Abends um 6 Uhr auf Bilstein an, wo ich sehr freundlich empfangen wurde. Ich war aber ein wenig verlegen; denn ich meinte es sei Niemand dort; da war aber Herr Bürgermeister Burckhardt, Herr Commandant Burkhart, der mein Schlafkamerad ist und Jungfrau Preiswerk, die Tochter des Herrn Antistes zu Gaste. Der Herr Bürgermeister verreiste indessen wieder, und die Anderen sind sehr heimelige Leute. Ich denke am Freitag oder am Samstag Abend spätestens wieder in Binningen zu sein. Schreibe mir aber doch auch, wie es geht, damit ich ruhiger meinen Aufenthalt genießen kann, meine Gedanken sind noch immer in Binningen und in Zyfen. Vielleicht kannst Du mir auch, wenn wichtige Briefe an mich anlangen, dieselben hinauf schicken. Beiliegendes Billet schicke dem Herrn Pfarrer Sartorius. Doch ich muß schließen, weil die Bötin bald kommen wird, die die Briefe holt.

Lebe recht wohl und sei herzlich gegrüßt von Deinem Dich liebenden
Jonas.

Meine Adresse ist:

S. W. Herr Pfarrer Jonas Breitenstein bei Herrn Burckhardt-Gemusäus
Bilstein bei Langenbruck